Vincent de Claparède, Mitarbeiter Abteilung digitale Produktion
Vincent de Claparède, Absolvent der Filmschule ARFIS in Lyon, hatte schon in jungen Jahren die Gelegenheit, renommierten Referenten wie Wim Wenders, Patrice Leconte und Bertrand Tavernier zu begegnen. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er zunächst für regionale Fernsehsender und Produktionsfirmen in den Bereichen Werbung und Industriefilme und machte sich mit den verschiedenen Filmberufen vertraut. 1998 bot sich ihm die Gelegenheit zu einem Teilzeitpraktikum in der Abteilung Filmplakate der Cinémathèque suisse. Zu jener Zeit arbeiteten nur etwa 15 Angestellte in den rudimentären Räumlichkeiten des Forschungs- und Archivierungszentrums in Penthaz, und der Zelluloidfilm war noch die Norm. Nach einigen Monaten bot man ihm eine Stelle als Filmtechniker an, parallel zu einem Vertrag als Regieassistent bei TSR, heute RTS. Zwei Angebote, die es ihm ermöglichten, Technik und Kreativität zu verbinden.
Mit der Unterstützung von Michel Dind, der heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Erwerb und Dokumentation tätig ist, begann Vincent auf Wunsch von Fernsehsendern und Museen Bildmontagen zu produzieren. Diese Zusammenarbeit führte zu einer beeindruckenden DVD-Sammlung basierend auf den Beständen der Filmwochenschau, für die ein Filmabtaster, ein Vorgänger des Scanners, von morgens bis abends betrieben worden war. Als Anekdote sei angemerkt, dass die beiden Kollegen sich ohne es zu wissen schon an Vincents Schule gekreuzt hatten, wo Michel La Nuit américaine von François Truffaut vorführte. Ein Film, der Vincent stark beeindruckte und seine berufliche Entwicklung prägte.
In nur wenigen Jahren veränderte sich Vincents Beruf – von analog zu digital. Wer hätte ahnen können, dass das DCP innerhalb von sechs kurzen Monaten den Zelluloidfilm im Kino ersetzen und sämtliche Berufe im Filmarchiv beeinflussen würde? Angesichts dieser Tatsache wurde die digitale Infrastruktur der Cinémathèque suisse komplett neu gestaltet, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs digitale Produktion verfügen heute über ein modernes Labor mit rund zehn Räumen für Farbmanagement, Editing, Kontrolle der täglich hinterlegten Dateien, Transcodierung, Archivierung, Visionierung, DVD-Produktion, Mischung und Scanning sowie ein Computer Cluster mit Videorekordern, der alle Videoformate ab den 1970er-Jahren bearbeiten kann. Im Softwarebereich arbeiten Vincent und seine Kollegen hauptsächlich mit DaVinci Resolve und EDIUS von Grass Valley, einem extrem vielseitigen Editing-Programm – das nach Ansicht des Teams einem echten Schweizer Messer gleichkommt – sowie mit easyDCP Creator oder auch MIST, einer Software, die von der Firma Marquise Technologies in Gland entwickelt wurde, das auch riesige Produktionsfirmen im Digitalbereich wie beispielsweise Netflix beliefert.
In all diesen Jahren hatte Vincent die Gelegenheit, sich gleichzeitig mit Zelluloidfilm und Digitalfilm zu befassen und seit den Anfängen der Videoproduktion auch mit dem Übergang vom einen zum anderen. Die alten Geräte, die er übrigens liebend gern auseinandernimmt, kennt er ebenso gut wie die Computer und fühlt sich privilegiert gegenüber der Generation der Digital Natives, die die Grundlagen der Elektrizität, Physik und Optik nicht mehr lernen. Seine Kenntnisse ersparen ihm nicht nur wertvolle Zeit, sondern helfen ihm auch, das ideale Format zu finden, wenn es darum geht, ein Bild aus einem Film oder Video zu extrahieren und dessen Signal umzuwandeln, um einen neuen Informationsträger zu schaffen. Vincent hat sich zwar rasch an die digitale Technologie angepasst, erinnert sich jedoch mit Wehmut an die Zeit, als er mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Bilder bastelte. Heute, nach 20 Jahren Tätigkeit, ist er ein Zeuge der beeindruckenden Entwicklung der Institution.
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