Pierre-Alain Som, Filmtechniker
Pierre-Alain Som stiess vor 28 Jahren zum technischen Dienst der Cinémathèque suisse, als Freddy Buache noch Direktor der Institution war. Der ausgebildete Filmvorführer hatte wie viele seiner langjährigen Kollegen in den meisten Kinos in Lausanne gearbeitet: vom Bellevaux bis zum City Club Pully und auch im Cinéma Moderne, wo er im Alter von 17 Jahren seine Lehre absolvierte. Dazu hatte er von der Polizei eine offizielle Ausnahmeregelung erhalten.
Als Techniker im Departement Film kontrolliert Pierre-Alain alle Kopien, die im Archiv eingehen oder auf den Programmen der Cinémathèque suisse, der Festivals und der Filmklubs stehen. Das Arbeitsvolumen ist beträchtlich: 2017 stellte die Cinémathèque suisse 1505 Filmkopien für interne oder externe Vorführungen bereit, und vergrösserte ihre Bestände um 1978 Zelluloidfilme und 228 Video- oder Digitalfilme.
Nachdem er die Spulen in den Viewer eingelegt hat, prüft Pierre-Alain die Filmkopie, markiert die Schäden und repariert sie gegebenenfalls. Bei jedem Neueingang wird der Säuregrad des Filmmaterials mit einem blauen Teststäbchen gemessen. Verändert sich dieses in ein leuchtendes Gelb – ein Zeichen für das Essigsyndrom –, wird die Spule sofort isoliert und in ein Kühlfach gelegt, um jegliche Ansteckung zu vermeiden. Da die Cinémathèque suisse jeden Film in drei Exemplaren und in den drei Landessprachen archiviert, muss Pierre-Alain die Versionen regelmässig vergleichen und für eine Projektion die bestmögliche Kopie auswählen. Manchmal kommt dabei Überraschendes zutage: Einmal fand er eine Fliege im fossilierten Zustand auf einem Fotogramm des berühmten A View to a Kill, in dem James Bond den schrecklichen, von Christopher Walken dargestellten Max Zorin herausfordert.
Mit der Zeit stellte Pierre-Alain fest, dass der 16-mm-Film leichter zerkratzt als der 35-mm-Film und dass sich die Farben auf Triacetat schneller verändern, speziell bei Filmen aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Die neuere Verwendung von Polyester, einem besonders robusten Material, scheint vielversprechend, dessen Wirksamkeit kann aber noch nicht belegt werden. Was den Nitrofilm betrifft, so wird er nur in Ausnahmefällen projiziert und immer unter grössten Sicherheitsvorkehrungen, beispielsweise einer Feuerschutzvorrichtungen am Projektor.
Das Aufkommen der Digitaltechnik hat den Technikerberuf stark beeinflusst. Obwohl sie vom physischen Volumen her grosse Vorteile hat, bezweifelt Pierre-Alain, dass sie die Fotochemie vollständig ersetzen wird. Er selber liebt es, den Film zu berühren und die Maschinen zu betätigen und erinnert sich gern an seine Gefühle als Filmvorführer: «Jedes Mal beim Anstellen des Projektors war mir bewusst, dass ich das letzte Glied eines Teams war, dass gründlich und gut gearbeitet hatte, um zu diesem Ergebnis zu kommen. In diesem Stadium konnte mir alles gelingen, oder ich konnte alles zerstören. Das ist das Spannende am Beruf: Die Lichter gehen aus, und nun liegt es an mir, dem Publikum den optimalen Film zu zeigen». Heute führt Pierre-Alain keine Filme mehr vor, sondern wählt auf seinem Viewer Tag für Tag motiviert die schönsten Bilder aus.
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