Maral Mohsenin, Mitarbeiterin Filmkonservierung und -restaurierung
2011 verlässt Maral Mohsenin ihre Geburtsstadt Teheran mit ihrem Ingenieurdiplom in der Tasche und lässt sich in der Schweiz nieder, wo sie an der Universität Lausanne Filmwissenschaften studiert. Die Filmkunst liegt ihr so im Blut, dass sie es schafft, ihre Zeit aufzuteilen zwischen dem Geneva International Film Festival (GIFF), dem Vevey International Funny Film Festival (VIFFF), dem Schreiben einer Doktorarbeit über die Praktiken und Diskurse zum Thema der Digitalisierung in Filmarchiven und ihrer Stelle im Bereich Filmkonservierung und -restaurierung im Forschungs- und Archivierungszentrum Penthaz, die sie seit über zwei Jahren innehat.
Zu dieser Arbeit, die technische Aspekte mit einem intellektuellen Ansatz kombiniert, fühlt sich Maral berufen. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den zukünftigen Vorführkabinen und -sälen in Penthaz provisorisch installiert, bearbeitet sie jeden Tag Filmmaterial und Magnetbänder jeglichen Alters, die kleinere oder grössere chemische (Essigsyndrom), mechanische (Schrumpfen, Reissen und Deformierung des Filmmaterials) oder biologische (Schimmelpilz) Schäden aufweisen.
Die Aufgabe im Bereich Filmkonservierung und -restaurierung besteht darin, sich mit dem Originalträger auseinanderzusetzen, ihn mit einem Spulgerät vorzubereiten und zu kontrollieren, um ihn anschliessend duplizieren zu können. Nach diesen Schritten kann Maral den Film im Computer kalibrieren und erhält dann eine Vorführkopie, die der Qualität des Originals sehr nahe kommt. In Ergänzung dieser Handarbeit trägt sie alle technischen Informationen zusammen, die für die Katalogisierung wichtig sind: vom Bildformat über die Art des Träger und der Emulsion bis hin zum Tonformat. Das Filmstudium erweist sich natürlich als ein Vorteil für Maral, die Tag für Tag feststellt, wie subtil Geschichte und Technik des Films ineinandergreifen.
Einer ihrer Aufgaben widmet Maral besondere Aufmerksamkeit: den Restaurierungsdossiers, die eine minutiöse historische Erforschung des Films und den Vergleich der verschiedenen Kopien erfordern, damit die Form der restaurierten Version bestimmt werden kann. Sechs Wochen kosteten sie die Vorbereitungen für eine neue Digitalrestaurierung von Alain Tanners Charles Mort ou Vif (1970). Im Moment bearbeitet sie das sehr komplexe Dossier Romeo und Julia auf dem Dorfe (Schweiz, 1941), eine überarbeitete Version von Romeo und Julia von Hans Trommer und Valerien Schmidely, zu der die Cinémathèque um die zwanzig unterschiedliche Komponenten aus verschiedenen Generationen besitzt. Nach zeitaufwändigen historiografischen Recherchen im Papierarchiv der Institution wird sie bald in der Lage sein, eine Vorführkopie herzustellen, die dem ursprünglichen Film sehr nahe kommt.
In ihren Augen hat jeder Träger seinen eigenen Charme. Ob in digitaler Form oder auf Filmmaterial: Jeder Film ist einzigartig und nährt Marals Leidenschaft für die siebte Kunst, indem er ihr Geschichten erzählt, die sie zum Träumen verleiten.
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