Lara Kreuzburg, Bereichsleiterin Konservierung-Restaurierung
2014 wurde das Departement Non-Film der Cinémathèque suisse um den Bereich Konservierung-Restaurierung unter der Leitung von Lara Kreuzburg erweitert. Dieser befasst sich mit der Erhaltung von Glasplatten, Fotografien der Dreharbeiten, Aushangfotos, Negativen, Büchern, Dokumenten, Plakaten, Accessoires, Ausstattungselementen und Vorführapparaten. Lara hat ein Diplom der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und der Hochschule der Künste Bern, wo sie sich auf die Restaurierung von Papier, Fotografien und modernen Materialien spezialisierte. Heute entfaltet Lara ihre Fähigkeiten in einem lichtdurchfluteten Atelier mit beeindruckenden Arbeitstischen. Sie ist die einzige Mitarbeiterin in ihrem Bereich, nimmt aber hin und wieder Praktikanten auf, die sie bei der Bearbeitung der Bestände unterstützen und gleichzeitig von ihrem Wissen profitieren.
Man kann die Cinémathèque suisse mit einem grossen Museum vergleichen, doch Lara weist darauf hin, dass sie in ihrer praktischen Arbeit einen etwas anderen Ansatz wählen muss als in gewöhnlichen Restaurierungsateliers. In Anbetracht des Volumens und der Heterogenität der Bestände müssen die einzelnen Objekte geprüft und gleichzeitig der Überblick über eine Vielfalt von Trägern bewahrt werden. Dies trifft ganz besonders auf die jüngste Hinterlegung des ganzen Materials zum Trickfilm Ma Vie de Courgette (2016) zu. Ausstattungselemente, Figuren, Accessoires, Betten, Kleider, Papier, Textilien, Pommes-Frites-Tüten im Miniformat: Auf Laras Arbeitstisch reihen sich unterschiedlichste Materialien, die alle einzeln zu begutachten sind.
Laras Vorgehen ist klar: Ihre Aufmerksamkeit gilt in erster Linie dem Material, weniger dem Inhalt. Eine emotionale Distanz ist nötig, damit Lara mit Objektivität arbeiten kann. Ihre Aufgabe besteht darin, den aktuellen Zustand der Dokumente zu erhalten und Konzepte zu deren Konservierung und Verpackung zu erstellen. Was die Restaurierung betrifft, so reinigt, verstärkt, repariert, glättet und stabilisiert sie Papier und Fotografien. Die heikelsten Objekte wie alte, grossformatige Plakate, werden spezialisierten Restaurierungsateliers anvertraut.
Ihr Beruf hat sich in kurzer Zeit stark verändert. Das Vorgehen, bei dem die Plakate auf Textilien geklebt wurden, einem Material, das nicht wie Papier reagiert und dessen Zerfall beschleunigen kann, ist heute überholt. Die Verwendung von Japanpapier, dessen Fasern wie eine zweite Haut wirken, wird nun bevorzugt. Invasive Behandlungen haben abgenommen zu Gunsten einer minimalistischeren Konservierung, die eher stabilisieren als rekonstruieren soll.
Lara passt ihre Arbeitszeiten zu einem grossen Teil dem Zeitplan der Ausstellungen an, bei denen die Cinémathèque suisse mitwirkt. Vor der Ausleihung und nach der Rückgabe prüft sie den Zustand jedes Dokuments, so auch im Falle der elf wunderbaren Originalplakate zu Filmen von Charlie Chaplin, die sie für eine Ausstellung im Musée de l’Elysée und anschliessender Tour ins Ausland, vorbereitet hat. Aus Respekt und Vorsicht montierte sie die wertvollen Plakate auf einen geeigneten Karton auf und liess sie von einem Spezialisten rahmen, bevor sie sie dem Lausanner Museum anvertraute.
Lara Kreuzburg ist im Dezember 2019 von ihrem Posten bei der Cinémathèque suisse zurückgetreten.
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