Denis Vallon, Filmvorführer
Wer in den letzten vierzig Jahren in Lausanne ins Kino gegangen ist, hat Denis Vallon bestimmt einmal in einer der Vorführkabinen gesehen. Vom Eldorado über das Palace und Athénée bis hin zum Lido: Er kennt die Kinos wie seine Hosentasche, sogar das Moderne, wo er zwölf Jahre tätig war. Um seine Beziehung zur Filmkunst zu verstehen, muss man in seine Kindheit zurückgehen, die er in Begleitung seines Vaters Claude, der Journalist war, vorwiegend an Festivals verbrachte. Ab seinem zwölften Lebensjahr entdeckte er die sowjetischen Regisseure in der Aula des Collège de Béthusy, wo die Cinémathèque suisse regelmässig Filme präsentierte, und wirkte 1978 bei der Renovierung des Bellevaux mit, das im Dezember mit der erfolgreichen Projektion von The Sting (George Roy Hill, 1973) seine Wiedereröffnung feierte. Einige Jahre später absolvierte er eine Ausbildung zum Operateur-Filmvorführer, die von der Vereinigung der Genfer Kinos angeboten wurde, und lernte während seiner Praktika in den meisten Regionalkinos alle möglichen Geräte kennen.
Später kaufte er sich eine tragbare Ausrüstung und organisierte in seiner Freizeit mobile Filmvorführungen. Er mochte dieses Gefühl der Vergänglichkeit und die Notwendigkeit, sich an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, und heute bedauert er, dass die Hersteller die Maschinen liefern, ohne sich um den Komfort der Filmvorführer und der Besonderheiten ihrer Vorführkabinen zu kümmern. 2011, nach zehnjähriger Tätigkeit für ein Transportunternehmen, stiess er zur Cinémathèque suisse, einer der letzten Bastionen eines aussterbenden Berufs. Im Untergeschoss des Casino de Montbenon zeigt er Filme im kleinen, einladenden Saal des Cinématographe und im Paderewski, wo noch Apparate stehen, die für 70-mm-Filme geeignet sind.
Im Laufe der Jahre konnte er zahlreiche Veränderungen in der Filmherstellung und in den Erzählformen beobachten. Als Beispiel vergleicht er den chinesischen Säbelfilm aus den 1950er-Jahren mit dem heutigen Auftritt der Superhelden und illustriert damit die Evolution der Kampfszenen. Ausserdem verweist er auf eine Angewohnheit des zeitgenössischen amerikanischen Films, die darin besteht, die Schauspieler in Naheinstellungen zu zeigen und dadurch ihre Präsenz und ihre Emotionen zu verstärken, und erwähnt den beträchtlichen Einfluss von Kamerakränen und neu auch von Drohnen auf die Finesse der Blickwinkel. Die konstanten Veränderungen in der Filmkunst überraschen Denis immer wieder. Er interessiert sich für jeden Träger, ob analog oder digital, wobei ihn kürzlich eine Originalkopie in Schwarzweiss von La Vérité sur Bébé Donge (Henri Decoin, 1952) mit Jean Gabin an der Schwelle zum Tod doch ganz besonders berührt habe.
Keine Filmvorführung sei perfekt, sagt er. Die Bedingungen seien immer minim anders, doch was zähle, sei, dass der Film gesehen wird. In diesem Sinn bereitet er die täglichen Filmvorführungen der Cinémathèque suisse vor. Wenn die Filmrollen mit Hilfe des Umrollers montiert sind, lädt er den Film und positioniert die Perforierungen des Films auf die Zahnkränze im Projektor. Anschliessend setzt er das passende Bildfenster ein, das den Lichtstrahl begrenzt, und wählt das geeignete Objektiv, bevor er den Projektor in Betrieb setzt und dieser zu rattern beginnt. Im Kinosaal werden die Vorhänge dem Format entsprechend geöffnet, und das Saallicht wird abgeblendet. Denis wirft einen letzten Blick auf die Spannung des Films, justiert die Lautstärke und die Schärfe, während sich auf der Leinwand Magisches abzuspielen beginnt.
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